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Bloß keinen Stress! Den ökonomischen Umgang mit Beanspruchung von Spitzensportlern lernen

Vortrag von Prof. Dr. Hans-Dieter Hermann - Jahrestagung der IPV-Akademie 2018

Prof. Dr. Hermann zeigte in seinem 45-minütigen Vortrag wissenschaftlich fundierte und praxisnahe Maßnahmen auf, die für den Unternehmensalltag genauso Geltung haben wie im Spitzensport, um verschiedenste Belastungen nicht als dauerhaften Stress zu erleben.

Mit seinem kurzweiligen und interessanten Vortrag zum Thema: „Bloß keinen Stress! Den ökonomischen Umgang mit Beanspruchung von Spitzensportlern lernen.“ konnte Prof. Dr. Hans-Dieter Hermann schnell die Zuhörer in seinen Bann ziehen.

Und er muss es wissen!  Schließlich ist Prof. Hermann seit 30 Jahren als Sportpsychologe im Hochleistungssport aktiv. Vor allem seine Tätigkeit für die deutsche Fußball-Nationalmannschaft machte ihn bekannt. Aber auch  zahlreiche andere erfolgreiche Sportmannschaften wurden durch den Förderpreisträger der Deutschen Gesellschaft für Psychologie betreut.

Stress habe bittere Nebenwirkungen und könne krank machen. Er habe jedoch auch eine anabole Wirkung. Stress sei schließlich die Würze des Lebens. Nur: Die Dosis mache das Gift, entscheidend sei wie weit man gehen dürfe!

Alle Menschen bekämen die gleichen Reize, nähmen sie aber anders wahr. Die subjektive Wahrnehmung sei vor allem abhängig von der Vorprägung, Erfahrungen und Stress.

Prof. Hermann illustrierte dies an einem Beispiel. Ein Tennisspieler stehe vor einem wichtigen Match im vollbesetzten Center Court von Wimbledon. Der eine nehme es als Trainingseinheit wahr und könne in dieser Vorstellung die Zuschauer ausblenden. Für diesen Sportler wäre das Spiel dann kein zusätzlicher Stressfaktor. Ein anderer Tennisprofi fürchte sich zu blamieren, weil er vor all den Zuschauern verlieren könnte. Für diesen Spieler stelle das Match einen Stressfaktor dar.

Stress entstehe im Kopf, führte Prof. Hermann aus. Dazu könne man sich sechs Fragen zu seiner psychischen Leistungsfähigkeit stellen. Fragen wie: „Was löst Stress aus?“,  „Wie verändert sich mein Denken unter Stress?“ „Bin ich motiviert für das, was ich tue?“, „Schlafe ich genügend?“ „Nutze und gebe ich persönliche Unterstützung?“ und „Wo finde ich außerhalb des Berufs Freude und wo verfliegt die Zeit dabei?“.

Er führte aus, dass bei der Frage „Was löst Stress aus?“ bestimmte Stressoren eine Rolle spielten. Dazu würden die zwischenmenschlichen Beziehungen zu Kollegen oder Vorgesetzten, das erzwungene Warten in Verbindung mit Zeitdruck oder alle Formen der Digitalisierung zählen. All diese Dinge könnten Stressauslöser sein.

Eine weitere entscheidende Frage sei, ob man motiviert sei für das was man tut. : Spaß, Pflichtbewusstsein und eigene Ziele stärken die Motivation des Menschen und sorgen auf der anderen Seite für weniger Stress.

Wichtig sei es, Dinge gern zu tun und das Gefühl zu haben, etwas Sinnvolles zu tun. Sinnhaftigkeit sei elementar, um Stress zu reduzieren. Stressoren könne und solle man selbst beeinflussen.

Auch die persönliche, fachliche und emotionale Unterstützung für andere oder einen selbst und das Vertrauen in die Menschen, die einen unterstützen, sei von großer Bedeutung für die Stressvermeidung. Mit Vertrauen könne man viel erreichen, denn Vertrauen schaffe Vertrauen.

Prof. Hermann wünschte dem Publikum, als Menschen wahrgenommen zu werden, das Leben zu genießen, am besten mit den richtigen Menschen um sich herum, und das Eintauchen in eine „Gegenwelt“, mit Dingen, die man liebt und die so völlig anders seien als unsere Arbeitswelt.

Wer sich mit den Fragen zur psychischen Leistungsfähigkeit auseinandersetze und sein Leben positiv verändern könne, habe eine große Chance, Stress und Belastungen zu reduzieren.

 

Prof. Dr. Hans-Dieter Hermann
Prof. Dr. Hans-Dieter Hermann, Sportpsychologe der deutschen Fußballnationlamannschaft