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Anforderungen an eine moderne Gesundheitsversorgung im Spagat zwischen Regulatorik und Kundenbedürfnissen

Thomas Lemke, Vorstandsvorsitzender der Sana Kliniken AG, beginnt seinen informativen Vortrag auf der 13. Jahrestagung mit dramatischen Worten.

„Das Gesundheitswesen als signifikanter Teil unserer Gesellschaft und Volkswirtschaft steht kurz vor dem Kollaps.“ Mit dieser drastischen Aussage begann Thomas Lemke, Vorstandsvorsitzender der Sana Kliniken, seinen informativen Vortrag. In dessen Verlauf verfolgte er sehr anschaulich für die Teilnehmer der Jahrestagung die Frage, wie wir Gesundheitsversorgung in Deutschland zukünftig ressourcenschonender und effizienter gestalten können.

Die Ausgangssituation für solche Veränderungen ist im System des deutschen Gesundheitswesens äußerst schwierig. Es ist geprägt von Regulatorik, Bürokratie und komplexen Wechselwirkungen zwischen den Akteuren. So berichtete Thomas Lemke von den Schwierigkeiten, Menschen zu motivieren, sich in dieses System zu begeben, in dem sie „kaum noch Freiheitsgrade haben, um Medizin, Pflege oder auch Innovation einbringen zu können.“

Mit Rückblick auf die seit 2002 durchgeführten bzw. auch unterlassenen politischen Reformen im Gesundheitswesen stellte er fest, dass „wir in Deutschland ein System haben, in welchem wir sanktionsfrei und rationalisierungsfrei alle medizinischen Leistungen 24 Stunden und 365 Tage im Jahr allen Bürgen dieser Republik anbieten.“ Gleichzeitig hat der Staat immer mehr Bereiche zentralistisch reguliert und die Tendenzen zur vollkommenen Selbstkostendeckung nehmen zu. Dies führt naturgemäß zu der Frage, wie dieses System weiterhin finanziert werden kann. Dadurch, dass insbesondere in der jüngeren Vergangenheit keine ganzheitliche Reform umgesetzt wurde, hat sich im System ein Druck aufgebaut, der entweder durch planvolles und verantwortliches Handeln oder durch disruptive Veränderungen wieder entweichen kann.

Bei der Bewertung von Veränderungen und Reformen verfolgen die Akteure auf dem Gesundheitsmarkt ihre unterschiedlichen Interessen. Dadurch kommt es zu einer Vielzahl von Narrativen über das deutsche Gesundheitswesen, welche die Interessen der verschiedenen Akteure bedienen sollen. Prägnant und unterhaltsam führte Thomas Lemke im Folgenden durch diese Narrative, um sie mit seinem persönlichen Erfahrungshintergrund zu stützen oder zu widerlegen.

Er gab der Aussage, dass das deutsche Gesundheitssystem eines der Besten der Welt sei, zwar im Großen und Ganzen recht, beschrieb es aber gleichzeitig als teuer und ineffizient. Insbesondere hob er hervor, dass es eine gigantische Bürokratie gibt. So merkte er an, dass in seinen Kliniken einer der Hauptkündigungsgrunde von Ärzten und Pflegekräften der Umstand ist, dass sie immer weniger Zeit am und mit dem Patienten verbringen, sondern zu viel Zeit mit bürokratischen und kontrollierenden Schreibarbeiten beschäftigt sind.

„Was braucht eigentlich der Mensch, der Patient, der Versicherte im Gesundheitswesen?“, fragte Thomas Lemke und bemängelte, dass sich die Akteure und die Politik dieser Frage nicht oder viel zu selten stellen und sie nicht beantworten. So stellte er in seiner Forderung nach einer ganzheitlichen Versorgung des Patienten diesen in den Mittelpunkt des gesundheitlichen Handelns.

Diesen Lösungsansatz verfolgen die Sana Kliniken, indem sie dem Patienten für die unterschiedlichen Sektoren ambulant, stationär, Prävention und Reha einen zentralen Ansprechpartner stellen, der dem Patienten auf seinem Patientenpfad zur Verfügung steht. Diese Angebote können nur über kooperatives Miteinander der verschiedenen Akteure im System gewährleistet werden.

Gerade in Zeiten der knappen Ressourcen in den Bereichen Finanzierung und Arbeitskräfte im Gesundheitswesen ist ein Modell der ganzheitlichen Betrachtung des Patienten ein Beitrag zur Lösung, um Innovationen in das starre System des deutschen Gesundheitswesens zu bekommen.

Lemke - IPV-Jahrestagung 2022
Thomas Lemke, Vorsitzender des Vorstands der Sana Kliniken AG
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13. Jahrestagung der IPV-Akademie - ein voller Erfolg!

Über 180 Teilnehmer durfte Veit Oos, Vorstand des IPV, am 15. September 2022 auf der 13. Jahrestagung der IPV-Akademie in der eindrucksvollen und geschichtsträchtigen Atmosphäre der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften am Gendarmenmarkt begrüßen - zum ersten Mal seit zwei Jahren wieder in Präsenz.