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Once upon a time in the West: Wie die Stagflation langsam wieder unser Wirtschaftssystem bestimmt

Prof. Dr. Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln e. V., geht in seinem Vortrag auf der 13. Jahrestagung auf den aus stagnierendem Wachstum und Inflation gekennzeichneten Begriff der Stagflation ein.

In seinem Vortrag „Once upon a time in the West: Wie die Stagflation langsam wieder unser Wirtschaftssystem bestimmt“ beschrieb Herr Prof. Dr. Hüther den aus stagnierendem Wachstum und Inflation gekennzeichneten Begriff der „Stagflation“ als langfristiges Phänomen. Diese könnte kennzeichnend für die nächsten Jahre werden und bis zum Ende des Jahrzehnts andauern. Hervorgerufen ist sie, abgesehen von den Megatrends Dekarbonisierung und demografische Alterung, durch exogene Schocks wie die Corona-Pandemie und den Krieg in der Ukraine.

Wie Herr Prof. Dr. Hüther ausführte, haben sich die Wirtschaftserwartungen im Jahresverlauf deutlich abgekühlt und sind mittlerweile pessimistischer als in den Jahren zuvor. Bedingt durch die hohen Inflationsraten und den dadurch hervorgerufenen Konsumschock auf der Seite der Verbraucher einerseits sowie hohe Auftragseingänge bei gleichzeitigen Angebotsengpässen beim verarbeitenden Gewerbe andererseits, ergibt sich so eine gefährliche Mischung.

Trotzdem ist die derzeitige wirtschaftliche Situation nach Meinung Herrn Prof. Dr. Hüthers aus diversen Gründen nicht mit der Zeit in den frühen 70er Jahren vergleichbar. So ging der Stagflation damals eine Lohn-Preis-Spirale voraus. Zudem war die Bundesbank in ihren Entscheidungen unabhängig und die Staatsschulden waren weitaus geringer. In diesen Tagen, so Herr Prof. Dr. Hüther, ist die Inflation in Deutschland vor allem energiegetrieben (mehr als 25 % der Haushalte geben mehr als 10 % für Energie aus), könnte durch das baldige Einsetzen einer Lohn-Preis-Spirale jedoch zusätzlich befeuert werden.

Nach Meinung Herrn Prof. Dr. Hüthers haben auch die 4 Megatrends der heutigen Zeit (4 D´s) Digitale Transformation, Demografische Alterung, Dekarbonisierung und Deglobalisierung jeweils unterschiedliche Auswirkungen auf Inflationsrisiken und Wachstumsaussichten, die aktuell noch schwer prognostizierbar sind. Darüber hinaus sind nach seiner festen Überzeugung fundamentale Änderungen bei der Stromproduktion hin zu erneuerbaren Energien notwendig, da, wie man jetzt am Erdgaspreis ablesen kann, Übergangstechnologien unterschätzte Risiken aufweisen.

Zum Abschluss seines beeindruckenden Vortrages sah Herr Prof. Dr. Hüther die Lösung dieser komplizierten Gemengelage in einem Zusammenspiel von Geld-, Lohn- und Finanzpolitik. Hierbei brachte er die Idee einer Stundung und ggfs. Erstattung von Vorauszahlung auf Einkommen-, Körperschaft-, Gewerbe- und Umsatzsteuer ins Spiel. Dies hätte den Charme einer schnellen Umsetzbarkeit und Liquiditätswirksamkeit, indem beispielsweise nicht auf Europarecht Rücksicht genommen werden müsse.

Prof. Dr. Hüther - IPV-Jahrestagung 2022
Prof. Dr. Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln e. V.
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13. Jahrestagung der IPV-Akademie - ein voller Erfolg!

Über 180 Teilnehmer durfte Veit Oos, Vorstand des IPV, am 15. September 2022 auf der 13. Jahrestagung der IPV-Akademie in der eindrucksvollen und geschichtsträchtigen Atmosphäre der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften am Gendarmenmarkt begrüßen - zum ersten Mal seit zwei Jahren wieder in Präsenz.