Starke Wirtschaft. Starkes Deutschland

„Ich glaube, es kommt ein heftiger Sturm auf“.

Mit diesen Worten unterstreicht Dr. Rainer Dulger, Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA), seine Befürchtung einer - aus seiner Sicht sogar sehr wahrscheinlichen - Rezession. Zu groß sei der Druck der Gemengelage aus einer dramatischen Konjunkturentwicklung, steigender Inflationsrate, immens höherer Energiepreise sowie heftiger Lieferengpässe bei Rohstoffen, Vorprodukten und anderen Gütern. In dieser „historischen Situation der allergrößten Sorge“ sei ein langer Atem nötig. Dennoch zeigte er sich optimistisch, dass die deutsche Wirtschaft mit Ihrer Stärke in der Lage sei, diese Krise zu meistern.

„Wer aber auf die Stärken der Wirtschaft baut, der muss auch dafür sorgen, dass die Rahmenbedingungen stimmen“, ergänzte Dulger in Richtung der Politik. Mit der Einführung des Bürgergeldes gäbe es für viele Menschen zu wenig Anreize, Ihre Fähigkeiten nachhaltig in den Arbeitsmarkt einzubringen. Auch die Ausweitung der Dotierung von Midijobs hält er für kontraproduktiv, weil so die ansonsten beklagte Teilzeitbeschäftigung gefördert wird und den Sozialversicherungssystemen wichtige Beitragseinnahmen verloren gehen.

„Mehr Sozialstaat wie heute gab es nie. Wir haben zurzeit das beste Deutschland, das es je gab. Schauen Sie es sich nochmal gut an“ malte er ein eher düsteres Bild und äußerte seine Bedenken, dass die Sozialversicherungssysteme in eine schwere Krise abdriften könnten. „Die BDA hat der Bundesregierung die Hände gereicht“ und aktuell stieße man bei der Bundesregierung auf Gesprächsbereitschaft.

Auch wenn er sich manchmal den Geist der Koalitionsgespräche der sich selbst ernannten Fortschrittskoalition zurückwünsche, so hob er die gute Zusammenarbeit zwischen Arbeitgeber und der Bundesregierung hervor. „Es gibt ja keine Blaupause für die jetzige Situation“ kommentierte er das Bewusstsein auf allen Seiten, dass man gemeinsam auch lernen muss, mit den Begebenheiten umzugehen und entgegenzusteuern. Und dieses Entgegensteuern sei aktuell besonders in der Energiepolitik nötig, zumal die Energiewende auch schon vor dem Krieg in der Ukraine und den Sanktionen gegen Russland „eine Operation am offenen Herzen gewesen sei“.

Aber auch ein Umdenken in der Gesellschaft sei in Teilen nötig. „Wir brauchen nicht nur mehr Master, sondern auch Meister“ zeigte er sich besorgt um die Attraktivität der handwerklichen Berufe und animierte gleichzeitig zum Schritt in die Selbstständigkeit. Abschließend resümierte Dulger zuversichtlich, dass es gemeinsam mit der Politik gelingen könne, den Titel des Vortrages umzusetzen: Starke Wirtschaft. Starkes Deutschland!

In der abschließenden und lebendigen Fragerunde mit dem Plenum überraschte Dulger nochmals. Auf die Frage eines Zuschauers nach der Meinung Dulgers zu der vielumstrittenen Aussage des Wirtschaftsministers in einer Talkshow in Hinblick auf eine mögliche Insolvenzwelle, nahm dieser Habeck aus der Schusslinie. Er empfinde den Wirtschaftsminister als jemanden, der anders denke, Ideen habe und zuhören könne. Habeck sei ein „Mann, der aktuell dreimal am Tag sein grünes Glaubensbekenntnis ablegen muss, ständig unter Strom steht und eine Situation meistern muss, die wir so in Deutschland noch nie gehabt haben“. Es gehe also nicht darum, mal was Falsches gesagt zu haben, sondern darum, anzupacken und etwas verändern zu wollen. Und da habe er bei Habeck ein gutes Gefühl.

Zu guter Letzt gab er auf eine Frage hin den Ausblick, dass ein weiterer großer Zinsschritt notwendig sei, um der Inflation Herr zu werden. Doch auch trotz oder gerade wegen dieses Ausblickes entließ das Publikum Dulger dann mit einem großen Applaus zu einer erneuten Gesprächsrunde im Rahmen der Konzertierten Aktion mit Bundeskanzler Olaf Scholz und der Vorsitzenden des Deutschen Gewerkschaftsbunds, Yasmin Fahimi.