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Zwischen den Fronten - Entscheidungen unter Druck

Vortrag von Herrn Urs Meier - Jahrestagung 2017

Urs Meier, langjähriger FIFA-Schiedsrichter und Fußballexperte im Fernsehen, zeigte in seinem Vortrag die Parallelen der Entscheidungsfindung in der Schiedsrichterei und bei Führungskräften der Wirtschaft. Mit vielen bildlichen Anekdoten aus seiner Karriere veranschaulichte er seine Thesen  rundum Entscheidungen unter Druck.

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Pfeifen könne jeder, für Leiten und Führen brauche es aber andere Qualitäten, nämlich Leute, die sich hinstellen, Menschen, die leiten und dies in immer knapper werdenden Entscheidungszeiträumen.  Für einen Schiedsrichter bedeute eine Sekunde zögern bereits Unsicherheit, zwei Sekunden man sei sehr unsicher und drei Sekunden bedeuten schon eine mittlere Katastrophe.  Der gute Schiedsrichter pfeife schneller als das Publikum.

Schiedsrichter treffen in einem Spiel 250 – 300 Entscheidungen und somit 5 bis 6 Schiedssprüche pro Minute. Von Ihnen würde, wie auch in anderen Bereichen des Sports oder des Geschäftslebens, Fairplay erwartet. Fairplay bedeute sich in andere hineinzuversetzen, sich die Frage zu stellen, ob jemand durch das Handeln zu Schaden käme. Sei dies nicht der Fall, verhielte man sich nicht fair. Habe man dann eine wichtige Entscheidung gefällt, folgen viele weitere kleinere.

In seinem Schiedsrichterleben wurde Urs Meier eingeschärft, dass er nur pfeifen dürfe, was er auch sehe. Jedoch habe er  gelernt, dass sein Bauchgefühl verlässlicher sei als der Verstand. Seine Intuitionen seien zu 100 Prozent richtig gewesen.

Urs  Meier, der auch lange Zeit als Unternehmer ein Haushaltsgeräte- und Küchengeschäft betrieb,  bekräftigte, wie zentral  gute Teamarbeit sei. In einem gut funktionieren Team werden Hierarchien abgebaut. So könne hart und ehrlich miteinander diskutiert und im Ergebnis eine gemeinsame Entscheidung getroffen werden, die schließlich einheitlich präsentiert werde.

Führungskräfte, Geschäftsführer, Abteilungsleiter hätten Entscheidungen zu treffen, wobei kein Entscheid auch einer sei. Sie seien nicht nur verantwortlich, für das was sie tun, sondern auch für das was sie nicht tun.  Dabei sei es auch möglich, dass die erste Entscheidung falsch sei. Menschen würden Fehler machen, Menschen dürfen Fehler machen. Und somit bedürfe es Entscheidungsträger, die belastbar seien, die etwas aushalten, die Verantwortung sowohl  gegenüber dem Geschäft als auch gegenüber den Mitarbeitern übernehmen. Führungskräfte müssen zu diesem Zweck echt und auch merkwürdig sein. Entscheidungen, die sie treffen, müssen endlich auch durchgesetzt werden. Der beste Entscheid sei ansonsten nichts wert. Je schneller und klarer entschieden sei, desto weniger werde reklamiert.

Bei allen Entscheidungen die zu treffen seien, müsse man jedoch immer berechenbar sein. Es gebe nichts Schlimmeres für Mitarbeiter, als einen unberechenbaren Vorgesetzten. Der Vorgesetzte müsse generell Menschen mögen, er müsse seine Mitarbeiter schützen und ihnen zeigen, dass sie gern habe. Fühle sich ein Mitarbeiter ausgegrenzt, fühle er sich zusätzlich diskriminiert und nicht mehr wahrgenommen. Solch ein Mitarbeiter sei nicht mehr zu führen.

Bei allem, was eine Führungskraft auch tue, sie brauche Visionen und Taten, beides zusammen könne die Welt verändern.

Urs Meier beendete seinen Vortrag im Sinne Sepp Herbergers, dass nach einer Entscheidung, sofort wieder eine Entscheidung getroffen werden müsse.

Urs Meier
Urs Meier, langjähriger FIFA-Schiedsrichter und Fußballexperte im Fernsehen auf der 9. Jahrestagung der IPV-Akademie
Bei allem, was eine Führungskraft auch tue, sie brauche Visionen und Taten, beides zusammen könne die Welt verändern.